Was haben die sich dabei gedacht?

Rain Man

Dieser "Regenmann" hat rein gar nichts mit Dustin Hoffman zu tun - nein, der Name bezieht sich ganz wirklich auf Wasser, das vom Himmel fällt.
Als ich diese Skulptur gefertigt habe, hatte ich folgende kleine Geschichte im Kopf:

Afrika, in einer regenarmen Gegend.
Es ist heiss.
Es ist trocken.
Und das schon seit vielen Wochen.
Ein alter Bauer betrachtet sorgenvoll die Erde seiner ausgedörrten Felder, und auf einmal spürt er die ersten Tropfen eines ausdauernden Regens auf der Stirn.


Er legt den Kopf zurück, hebt das Gesicht dem Regen entgegen, schliesst die Augen und weiss:
ich werde weiter leben.



Traumvogel

Einem kleinen, unscheinbaren Vogel erscheint im Traum ein flammender Phönix - die gute Fee der Vögel - und spricht:


"Du und Deine Vorfahren habt auf dieser Welt als kleine, verfolgte Wesen gelebt. Ihr seid gejagt worden wegen Eures zarten Fleisches. Ihr seid weggescheucht worden von den größeren Vögeln, wann immer es etwas zu Fressen gab. Ihr habt trotzdem unverzagt weiter um Euren Platz gekämpft und Ihr habt auch viel Gutes getan. Ihr habt die kleinen Krumen gefressen, die von den grossen Tieren verschmäht wurden. Ihr habt den Pflanzen geholfen, sich zu verbreiten, indem Ihr die Früchte gefressen habt und die Samen daraus in Euch fortgetragen und dann fallen gelassen habt. So viel Mut und Durchhalten soll belohnt werden: Du hast vier Wünsche frei für Dich und Deine Gattung!"


Der kleine Vogel überlegt und erinnert sich, wie ihm die Reiher immer zuvor gekommen sind und ihm die Fische vor dem Schnabel weg aus dem Wasser geangelt haben - und so sagt er: "Ich möchte einen langen Hals haben und einen langen Schnabel wie die Reiher, damit ich immer frischen Fisch fressen kann!"


Dann erinnert er sich, dass er immer von den schnellen Falken gejagt wurde und ganz oft nur mit Müh und Not sich retten konnte.
"Ich will nicht mehr vor den schnellen Falken fliehen müssen und Angst haben, dass sie mich fangen und fressen. Ich möchte die schnellen Flügel der Falken haben! Und wenn wir schon dabei sind, der starke Schwanz des Adlers würde mir sehr helfen, um wendiger und flinker zu sein!"
Schliesslich kommt dem kleinen Vogel eine Gelegenheit ins Gedächtnis, als er zu müde und erschöpft war zum Fliegen - und auf dem Boden von einer Wildkatze gejagt wurde. Gerade noch hatte er es damals in ein Mauseloch geschafft - und so sagt er: "Als Letztes wünsche ich mir die starken Beine des Strausses, damit ich auch auf dem Boden vor jeder Gefahr davon laufen kann!"


Der Phönix verwandelte sich in eine rauschende Flamme, hüllte den kleinen, träumenden Vogel ein und wisperte dem kleinen Vogel zu "Es sei!" und beruhigt schlief dieser weiter.


Als der kleine Piepmatz dann schliesslich erwachte, traute er seinen Augen nicht: der Traum war Wahrheit geworden!
Er besass jetzt den langen, schlanken Hals des Reihers, darauf einen Kopf mit scharfen Augen und daran einen langen Schnabel, wie geschaffen zum Speeren von Fischen. Die Flügel - sie waren wirklich wie die eines Falken! Und die Schwanzfedern, genau wie die des Adlers! Und als er sich erhob, stand er auf den starken Beinen eines Strausses!
Alles war eingetreten - er war nun eine Kombination aus dem Besten, was er sich hatte vorstellen können.


Nur: nichts passte mehr zusammen. Nichts funktionierte mehr so, wie er es gewohnt war.
Und in der Summe war er nun weniger als zuvor...



Pheidippides

Es ist der 12. September 490 vor unserer Zeitrechnung.

Athen ist ein kleiner Stadtstaat, der durch das mächtige persische Reich unter Dareios I. erobert werden soll. Zu diesem Zweck landet eine persische Expeditionsarmee in der Ebene von Marathon. Als die Athener davon erfahren, schicken sie einen ihrer Botenläufer (die damalige Version des Telefons) nach Sparta, um von dort militärische Unterstützung zu erbitten.

Dieser Nachrichtenläufer mit Namen Pheidippides lief in lediglich zwei Tagen und einer Nacht 245 Kilometer von Athen nach Sparta, nur um dort zu hören, dass man ja gerne zur Verteidigung gegen die Perser käme. Allein, man müsste zuvor das laufende Fest zu Ehren des Gottes Apollon Karneia zu Ende feiern, da man nach einem Orakelspruch sonst Übles zu befürchten hätte.

Pheidippides rannte also mit dieser schlechten Nachricht für die Athener zurück und kam dort gerade rechtzeitig an, um in der Schlacht von Marathon gegen die Perser mit zu kämpfen.

Wie man weiss, gewannen die Athener diese Schlacht und jetzt wurde jemand gesucht, der den zu Hause verbliebenen Angehörigen diese frohe Kunde überbringen sollte.

Die Heerführer erinnerten sich an den fähigen Läufer Pheidippides und schickten ihn eilends nach Athen, um den Lieben dort zu sagen, dass sie die Perser nicht mehr zu fürchten hätten. Pheidippides machte sich also auf und rannte - nachdem er schon den Weg nach Sparta sowie den Kampf gegen die Perser hinter sich hatte - in voller Montur zurück nach Athen.

Mit letzter Kraft erreichte er den Areopag (ein Felsen mitten in Athen, wo damals auch der Sitz des Stadtrates war), rief aus "Wir haben gesiegt!" und - fiel tot um.

 

So weit jedenfalls die Geschichte um Pheidippides, wie sie sich in den Erzählungen von Plutarch und Lukian, rund 500 Jahre nach den eigentlichen Geschehnissen, findet. Ein Vermischen von Dichtung und Historie, aber eben eine farbenfrohe und spannende Geschichte.

 

Übertreibung hin, Fabel her - ich habe mir überlegt, wie der flinke Pheidippides wohl kurz vor seinem Ziel ausgesehen haben mag: gezeichnet von tödlichen (aber gewonnenen) Kämpfen. Mit verbeultem und eingerissenem Helm, halb ausgeschlagenen Zähnen und einem fast zugeschwollenen Auge. Total erschöpft nach den gewaltigen körperlichen Anstrengungen der Läufe von Athen nach Sparta, zurück nach Marathon und jetzt von Marathon nach Athen mit Schmerzen bei jedem Atemzug.

Und trotzdem hat er das Ziel fest im Blick und er wird dieses Ziel erreichen...



Mudzimu

Diese Skulptur entstand 2017 während eines mehrwöchigen Workshops mit Shona-Künstlern. Da die Rohform des Steines für mich ein Blatt darstellte und wir uns sowieso gerade über Shona-Historie und Mythologie unterhielten, kam das Gespräch auch auf Geister.

Unser Dozent Merchers Chiwawa lachte mich auf meine Frage nach Baumgeistern an und meinte: "Gute oder böse? Denn es gibt zwar böse Geister, aber deren Namen nennt man nicht!".

 

Da ich nicht nur an einiges Gute im Menschen glaube sondern auch an das Gute in Geistern, erzählte er mir von den Mudzimu.

 

Das sind - manchmal in Bäumen lebende - verstorbene Ahnen einer Familie und sie sorgen aus dem Jenseits für das Wohlergehen der Familie bzw. des Dorfes - wenn ihre Regeln befolgt werden.

 

Werden selbige (übrigens recht allgemeinen und praktisch für alle Menschen, nicht nur vom Volk der Shona geltenden) Regeln gebrochen, so können die Mudzimu auch strafen.

So wird der Geist eines ermordeten Menschen als rächender Mudzimu erlebt, der nicht eher ruht, als bis die Familie des Getöteten angemessen entschädigt wurde.

 

Aber auch wenn es in einer Familie Streit gibt, wird ein Mudzimu dieser Familie sich ein Medium suchen und durch dieses kundtun, wie der Streit beigelegt werden kann.

 

So sind die Familien durch ihre Mudzimu geleitet und beschützt.